Finanztagebuch

Leben, unterirdisch

By 4. September 2016 Juli 31st, 2023 No Comments

Es gibt ein Projekt in New York, einen vor Jahrzehnten aufgelassenen unterirdischen Straßenbahnhof in einen Park zu verwandeln. Ein Pilotprojekt existiert, das Konzept funktioniert, 60 Pflanzenarten gedeihen schon, es kommen von selber neue hinzu. Hier:The lowline:

lowline tree

Die Technologie dahinter ist simpel: oberirdisch bündeln Sonnenkollektoren Licht, das durch Glasfaserkabeln nach unten geleitet wird; hier wird es weiträumig diffundiert. Faszinierend daran ist, dass die oberirdische Lichtstimmung nach unten übertragen wird – es gibt Sonnenauf- und -untergänge. (Das Konzept ist, die „photosynthetisch aktive Strahlung (PAS)“ zu übertragen, siehe zur Erklärung wikipedia hier:)

Dieses System wird bereits seit einigen Jahren für die Tageslichtbeleuchtung in Gebäuden verwendet – fensterlose Räume im Innern der Gebäude oder sogar die Kellerräume können so mit deutlich gesünderem Tageslicht statt Kunstlicht beleuchtet werden. (siehe hier eine schwedische Firma)

Diese Technik verwendete übrigens auch die hier vor einigen Jahren besprochene Firma „SeeAlgae“, um in unterirdischen Behältern Algen zu züchten – ist inzwischen in Konkurs gegangen, die Nachfolgefirma „SunAlgae“ betreibt das Prinzip weiter.

Das Projekt Lowline in New York ist schön und inspirierend. Der Gedanke der unterirdischen Gärten hat einen berühmten Vorläufer: ein sizilianischer Auswanderer kaufte sich ein Stück Land und buddelte 40 Jahre lang ein Höhlensystem; Löcher in der Decke lassen Sonnenlicht nach unten durch, im Gegensatz zu dem extremen, heiß-trockenen Klima oben herrscht unten ein angenehmeres, quasi mediterranes Klima. link zu „underground gardens“ hier.

underground gardens

In Deutschland schlägt ein Forscher vor, die letzte Kohlezeche „Prosper Haniel“ im Ruhrgebiet nach ihrer baldigen Schließung in ein unterirdisches Pumpspeicherkraftwerk zu verwandeln. Das Prinzipt: das aufgelassene Bergwerk ist ein Höhlensystem; diese Hohlkammern können als Wasserspeicher verwendet werden. Zu den Zeiten, in denen durch Alternativenergie ein Überschuss an Energie im Netz verfügbar ist (sonnige, windige Mittagszeiten etwa) wird das Wasser mit billigem Strom nach oben in einen oberirdischen Speichersee gepumpt. Zu den Zeiten, in denen mehr Bedarf an Strom besteht (windstille Nächte etwa), wird das Wasser nach unten abgelassen und erzeugt im Fallen Strom, der teurer verkauft werden kann. Infos hier

 

Beide Ideen zusammen eröffnen den – unterirdischen – Raum für vielfältige und weiträumige Möglichkeiten: aufgelassene Bergwerke der ausgestorbenen europäischen Montanindustrie können in Gewächshäuser – nein, Gewächshöhlen – und gleichzeitig Stromspeicher verwandelt werden. Ebenso können die vielfältigen städtischen Katakomben – aufgelassene Tunnels, Kanäle, all die unbenützten Keller – in Gärten verwandelt werden und somit einen Beitrag zur innerstädtischen Nahrungsmittelversorgung leisten. Die einfache, wartungs- und stromfreie Technologie der Glasfaserleitung erschließt neue Räume für eine Kolonisation nicht im Westen, nicht im Weltall, sondern gleich unter uns.